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29.05.2004
Präsentation des Deutschen Kulturzentrums
“Wechselwirkung”
Am 29. Mai fand im kleinen Saal des Kulturhauses in Gorodnja, Region Tschernigow die Präsentation des Deutschen Kulturzentrums “Wechselwirkung” statt, die von dem Deutschlehrer Nikolai Chmelenok geleitet wird. Der Präsentation wohnten die Vertreter des gleinamigen Deutschen Kulturzentrums aus Tschernigow bei.
In seiner Eröffnungsansprache erzählte der Vorsitzende des DKZ “Wechselwirkung” Nikolai Chmelenok darüber, wie es auf die Idee kam, ein solches Zentrum in Gorodnja zu gründen, ging ausführlich auf die Geschichte der Russlanddeutschen ein. Es ist symbolisch, dass das Deutsche Kulturzentrum in Gorodnja am Tag des deutschen Weihnachten registriert worden ist. Obwohl unser Zentrum nur sehr kürzlich existiert, haben wir schon Freunde in Deutschland. Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, empfingen wir uns zum erstenmal Gäste aus Deutschland, für die die Kindergruppe unseres Deutschen Kulturzenrums ein Konzert in deutscher Sprache vorbereitet hatte.
Galina Burenok, die an der Universität Konstanz studiert, erzählte über ihr Studium in Deutschland. Sie zeigte ihren Studentenausweis, erzählte über den Bodensee und die Blumeninsel Mainau.
Dann zeigte die Kindergruppe des Deutschen Kulturzentrums ein Kulturprogramm. Die Kinder sangen in deutscher Sprache die bekannten russischen Lieder “Katjuscha”, “Was wird es noch geben”, “Antoschka”, trugen die bekannten Gedichte von Alexander Puschkin, Michail Lermontow und Konstantin Simonow in deutscher Sprache vor.
Dann ergriff das Wort der Vorsitzende des Deutschen Kulturzenrums aus Tschernigow. Er sagte, dass das Deutsche Kulturzentrum der Stadt Tschernigow im Oktober sein fünfjähriges Jubiläum feiert, und wünschte unserem Kulturzenrum Gelingen und Erfolg. Viktor Balzer überreichte dem Deutschen Kulturzentrum in Gorodnja ein kleines Geschenk — Bücher in deutscher Sprache.
Andrej Stoller, der ehemalige Vorsitzende des DKZ “Wechselwirkung” der Stadt Tschernigow, der an Anfängen der deutschen Bewegung in der Region Tschernigow stand, sagte, dass sie angenehm überrascht waren, als sie über ihre Namenschwester in Gorodnja erfahren haben. Er erzählte über die Vorgeschichte des Deutschen Kulturzentrums, betonte, dass das Deutsche Kulturzentrum der Stadt Tschernigow dem Koordinationsrat der Assoziation der Deutschen der Ukraine angehört und ständig an allen Festivalen, internationalen Seminaren und Wettbewerben der Kultur und Kunst teilnimmt. Im Juli 2003 wurde es für das beste in den GUS-Ländern anerkannt. Im Mai besuchte das Tschernigower Deutsche Kulturzentrum der Botschafter Deutschlands mit seiner Frau und anderen offiziellen Personen.
Die kulturelle Leiterin des DKZ der Stadt Tschernigow Swetlana Pilipenko erzählte über die Assoziation der Deutschen der Ukraine, die im Juli 2000 geschaffen wurde und der zur Zeit 100 Vereinigungen angehören. Die Arbeit wird in drei Richtungen geführt: die Gesündung der Leute zwischen 55-70 Jahren, vorwiegend der ethnischen Deutschen, die Erholung der Kinder am Meer, die Jugenderholung.
In diesem Sommer können sich auch zwei Seniore aus Gorodnja im Sanatorium “Desna” in Ladinka erholen.
Vom 15. bis 27. August können sich auch einige Kinder aus Gorodnja im Alter von 9-13 Jahren, die aktiv am gesellschaftlichen Leben der Organisation teilnehmen, im Kinderlager “Brigantina” am Schwarzen Meer bei Odessa erholen. Das Programm sieht vor: das Baden im Meer und Unterhaltungen am Strand; Bildungsspiele; Ausflüge; tägliche Deutschstunden; Sportübungen für die Interessenten.
Für die Jugendlichen werden Computerseminare, Erholungslager, Jachtfahrten, verschiedene Sportkomplexe und sportliche Veranstaltungen organisiert.
Bevor das Mikrofon Lidija Pristschepa gewährt wurde, erinnerte Swetlana Pilipenko an die schönen Worte eines deutschen Dichters: “Wo gesungen wird, da laß dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder.”
Lidija Pritschepa, Preisträgerin der regionalen Wettbewerbe des Kinderschaffens der Stadt Tschernigow, “Mini-Miss Tschernigow-2003”, “Die Erste Vize-Miss” des internationalen Festivals “Sternkrim”, das in Jalta stattfand, sang zwei Lieder in deutscher Sprache vor: “Ein Tag der Liebe” und das ukrainische Lied “Der Mond im Himmel”.
Der Zuschauerraum applaudierte auch für den anderen Preisträger der regionalen Wettbewerbe des künstlerischen Schaffens der Kinder — für Wowa Nimak, der das Lied “Ein bißchen Frieden” vorsang.
Mit dem anhaltenden Atem hörten die Zuschauer zu, wie die kulturelle Leiterin des DKZ aus Tschernigow das Lied “Guten Tag” und eine Arie aus der Operette Kallmans “Silva” in deutscher Sprache vortrug.
Dann erzählte der Geschichtslehrer Wladimir Lepen über das Buch der Erinnerungen der ehemaligen Soldaten der Wehrmacht, die bei Stalingrad kämpften und später im sowjetischen Lager für Kriegsgefangenen waren. An der Übersetzung dieses Buches (es heißt “Der Erinnerung bittere Seiten”) arbeitet der Vorsitzende des DKZ “Wechselwirkung” Nikolai Chmelenok.
Zum Schluss zeigten ihr Konzertprogramm die erwachsenen Mitglieder des Gorodnjaer Deutschen Kulturzentrums. Sowie die Gorodnjaer als auch die Gäste hat das Schicksal von Wassili Dikij aus dem Dorf Makischin erschüttert. In seiner Jugend, bei der Holzgewinung in Sibirien, passierte ihm während der technologischen Arbeiten mit dem Sprengstoff ein Unglücksfall. Wassili wurde völlig erblindet. Er wurde Invalide der 1. Kategorie. In das Mutterhaus zurückgekehrt, ergab er sich in das harte Schicksal nicht und begann, nach der Lebensadoptionsweise zu suchen. Er hat die Blindenschrift erlernt, um lesen zu können, begann Hunde zu dressieren. Das Letzte beherrscht er so vollkommen, dass sie ihm echte Helfer geworden sind und ihm nicht nur das Orientieren erleichtern, sondern auch einige Aufgaben des alltäglichen Lebens erfüllen. Seine Schäfershündin Palma ist für ihn nicht nur ein Blindenführer und Bewachter, sie holt ihm Wasser aus dem Brunnen und Lebensmittel aus dem Laden. Eine andere Schäfershündin, die er auch Palma nannte, hat er speziell für Pjotr Filipenko aus Tschernigow, der im Afghanistankrieg erblindet wurde, dressiert.
Wassili Dikij ist ein aktives Mitglied unseres Kulturzentrums. Er lernt die deutsche Sprache durch die Rundfunksendungen der “Deutschen Welle”, die er auf sein altes Tonbabandgerät aufnimmt. Wassili trug ein Gedicht von Rilke in Deutsch und Ukrainisch vor.
Den Gästen wurde das Buch des Journalisten aus Gorodnja Iwan Dudko über Gorodnja sowie zahlreiche Broschüren mit Materialien der Mitglieder des Deutschen Kulturzentrums überreicht. “Möge euch immer Erfolg begleiten!” — wünschten uns zum Abschied die Kollegen aus Tschernigow.